Persönliches
Auch die Seite „Persönliches“ ist nun fertig, die bisher geplanten Beiträge sind eingestellt. Ja, es fehlte immer noch die Seite zur Frauenförderung. Die aktuelle öffentliche Diskussion machte es mir schwer, die damaligen Vorgänge so in Worte zu fassen, dass keine Missverständnisse, oder nur wenige, entstehen werden.
Vielleicht ist es interessant zu lesen, auf welche Art und Weise ich in die Hygiene gelangt bin. Vieles im Leben erweist sich ja erst nachträglich als positiv, so auch meine Wege zur Hygiene. Gradlinig waren diese Wege aber in keiner Weise. Als Biologin war es damals überall schwer, eine Stelle zu bekommen. Viele werden wissen, dass ich die Entscheidung für das Fach Hygiene heute wieder so treffen würde und ich mich immer noch sehr gerne einbringe und mitarbeite. Wer mag, kann die Berufsfindung hier nachlesen.
Das Studium in Hamburg begann 1968 mit einem großen Streik in der Biologie, bei dem der gesamte Fachbereich, also neben den Studierenden auch alle anderen Berufsgruppen, an einem Strang zog. In meiner Heimatstadt hatte ich zwar von Studentenunruhen gehört, aber als sog. „68“ habe ich mich weder damals noch heute gefühlt. Die Plakate-malenden Kommilitonen haben jedoch meine Neugierde geweckt und waren der Beginn der Gremienarbeit . Die Verlegung des Botanischen Gartens haben wir nicht verhindern können, aber immerhin konnte ich bis zum Ende meiner Untersuchungen im Rahmen der Dissertation den schönen Weg durch den Botanischen Garten noch genießen, der heute zur großen Parkanlage „Planten un Blomen gehört“. Und nur sehr wenige wussten, wo im Herbst reife Feigen zu ernten waren.
Einige Erlebnisse während der Promotion haben mein späteres Engagement in der
Frauenförderung beeinflusst.
Und trotz aller Versuche, meine Promotion zu verhindern bzw. zu erschweren, habe ich dann 1979 meine Doktor-Prüfung erfolgreich
absolviert und bin letztlich in Berlin gelandet, was ich nie bereut habe. Wäre es vielleicht auch in Pisa ganz schön geworden?
Heute habe ich doch sehr große Zweifel, ob ich mich über längere Zeit dort wirklich wohlgefühlt hätte; damals war Italien aber mein
Land der Träume
. Damit war ich ja auch nicht alleine auf der Welt. Wer mag, kann hier über meine Verbundenheit mit dem
Land der Träume
ein bisschen nachlesen.
Vielleicht ist aufgefallen, dass hier bisher über wirklich Privates kaum berichtet wurde. Das ist ja auch eine schwierige Grenze, aber ein wenig mehr werde ich schon über mein Leben neben dem Beruf berichten, wobei manches trotzdem eng zusammen hängt. So spielt ja auch beim Kompostieren die Mikrobiologie im weitesten Sinne eine wichtige Rolle. Und ist Kater Toby, der weltweit bei sehr vielen online-Treffen schon dabei war, wirklich noch streng privat? Daher ist das Kapitel Freizeit nun also doch gekommen.
Gremienarbeit
Auf meine Nachfrage hin wurde mir von den Plakate- und Transparente-malenden Kommilitonen erläutert, dass der Senat von Hamburg den Botanischen Garten verlegen wollte und damit auch das Botanische Institut, welches für mich mit einem sehr schönen und informativen Weg von der U-Bahn durch eben diesen Garten erreichbar war.
So kam es, dass ich ermutigt wurde, mich in der studentischen Selbstverwaltung zu engagieren. Danach habe ich bis zum Verlassen der Universität Hamburg immer irgendwo studentische Interessen vertreten, sowohl in verschiedenen Institutsräten als auch im Fachbereichsrat der Biologie. Wir Studierenden haben dort gelernt, Zweckbündnisse zu schmieden und sowohl mit bzw. gegen die Gruppe der Assistenten und die der Professoren zu koalieren. Das Spektrum der Studierenden war sehr bunt. So kam es, dass ich später bei meiner Einstellung in den öffentlichen Dienst Befürchtungen hatte, das auch die bloße Zusammenarbeit mit radikalen Gruppen (u. a. MSB Spartakus und SDS) unter den „Radikalen Erlass“ fallen könnte, dieser galt ja bis 1985 und so genau wusste man nicht, wie solche Zusammenarbeit gewertet wurde. Aber wie sie ja wissen, es hat geklappt mit der Einstellung, sonst würden Sie mich gar nicht kennen.
Der Zugang zur Administration hat mich letztlich sowohl vor der Ablehnung eines Promotionsstipendiums bewahrt als auch vor dem Versuch meines Doktor-„Vaters“, mich bei der Doktor-Prüfung zu benachteiligen. In ersten Fall durfte ich innerhalb von zwei Monaten beweisen, dass meine angestrebte Untersuchungsmethode zum Nachweis des bakteriellen Stoffwechsels durch radioaktive Markierung funktioniert. Die Zeit hat dazu gereicht. In zweiten Fall ging es um die Prüfung im Hauptfach „Mikrobiologie“, die immerhin 60 min dauern musste. Nachdem ich unter Beratung mit dem Vorsitzenden des Promotionsausschusses den Versuch meines Doktor-„Vaters“, die Benotung meiner Dissertation mit „sehr gut“ zu verhindern, abwehren konnte, wurde mir von diesem ziemlich deutlich mitgeteilt, dass er mich dann eben in der mündlichen Prüfung „schon kriegen“ würde. Die Mitarbeiterinnen im Sekretariat des Fachbereichs kannten mich natürlich, so dass mein Hilferuf nicht ungehört verhallte. Schließlich hat die Prüfung dann unter Aufsicht des Dekans und meines fachlichen Betreuers stattgefunden.
Seit dieser Zeit weiß ich daher, dass auch in der Wissenschaft nicht das Können allein einen erfolgreichen Weg garantieren kann. So war es wohl kein Wunder, dass ich mein Engagement in der akademischen Selbstverwaltung sowohl an der TU Berlin als auch später an der FU Berlin bzw. der Charité weitergeführt habe. Zu Anfang in der Gruppe der Wissenschaftlichen Mitarbeiter, später bis zu meiner Pensionierung in der der Professoren.
Von sehr engagierten Dekanatsmitarbeitern wurde ich nahezu überredet, Mitglied in der Ausbildungskommission (AK) zu werden, zu deren Vorsitzende ich dann bald gewählt wurde. Diese Arbeit war sehr spannend, denn die Mitglieder aller Gruppen waren sehr engagiert. Es war eine große Herausforderung und wir haben viel bewegt. Es gab einen kleinen Etat, mit dem wir Projekte im Rahmen der Lehre fördern konnten. Nach der Fusion zur Charité (2003) war der Prodekan für Lehre automatisch der Vorsitzende der AK. Nachdem sich dies als nicht sinnvoll erwiesen hatte, wurde die AK 2005 wieder selbstständig und ich erneut zur Vorsitzenden gewählt. Die AK hatte unter anderem auch eine wichtige Funktion zur Beurteilung der Lehrleistung sowohl bei den Habilitationen als auch bei der Verleihung des Titels „Außerplanmäßige Professur“. So wurden auch Lehrevaluationen durchgeführt und prämiert, Lehrveranstaltungsordnungen mit Hilfe der AK geprüft und genehmigt sowie vieles andere mehr.
Die Erstellung der Sitzungs-Protokolle durch Studierende konnte ich übrigens immer sicherstellen, denn dafür gab’s bei der traditionellen „Nachsitzung“ eine Pizza oder ein anderes Gericht, falls es doch mal ein anderes Lokal als unser „Italiener“ war, wo uns immer ein Tisch reserviert war. Nach einigen weiteren Jahren anstrengenderer aber sehr viel Freude gebender Leitung war ich dann der Meinung, dass nun der Nachwuchs sich bewähren muss.
Letztlich hat mir die durch die Mitarbeit erlangte Bekanntheit im Fachbereichsrat der Medizin der FU Berlin in späteren schweren Zeiten mein Überleben als Universitäts-Professorin erleichtert, vielleicht sogar tatsächlich weiterhin ermöglicht. Hierzu wird es jedoch hier keine weiteren Hintergrundinformationen geben.
Berufsfindung
Die Entscheidung, Biologie zu studieren, entstand in der Oberstufe durch den spannenden Unterricht einer jungen Biologielehrerin. Das ich weder im Gebiet der Genetik noch der Verhaltensforschung eine Stelle ergattern würde, wurde mir schon bald während des Studiums klar; Lehramt war allerdings nie eine Alternative. Die Mikrobiologie und die Biochemie haben mich begeistert, so dass ich mit den erbrachten „Scheinen“ in beiden Fächern mein Diplom hätte erreichen können. Ich habe mich dann jedoch für die Mikrobiologie entschieden, unter dem Gedanken, als Mikrobiologin eher auch biochemisch arbeiten zu können, leichter als als Biochemikerin in der Mikrobiologie. Daher waren sowohl die Diplomarbeit als die Doktorarbeit in der Mikrobiologie angesiedelt
Stellen waren zu der Zeit während der Promotion rar gesät. Trotzdem haben wir einen Absolventen, der bei einer sehr großen Hamburger Desinfektionsmittelfirma angefangen hatte, mit Spott überzogen und ihn oft gefragt, wie viele Abklatschproben er denn an dem Tag schon genommen hätte.
Als Frau in der Biologie war es in der Industrie noch viel schwerer, eine Stelle zu bekommen. Eines der Erlebnisse während der Promotion, ich hatte als neues Fach noch „Angewandte Botanik“ absolviert, hat mein späteres Engagement der Frauenförderung entscheidend beeinflusst. Bei einer Exkursion zu der Bayer AG wurde von dem Mitarbeiter, der uns durchs Werk führte, völlig ungeniert zum Ausdruck gebracht, dass man Frauen nicht einstellen würde. Und viele andere haben ähnlich gedacht. So wurde nach einer Alternative gesucht und es entstand die Idee, an der Universität Pisa an „Rhizobium“ zu forschen.. Italien war zu der Zeit (1978) wie bei vielen andern auch bei mir das Land der Träume . Der DAAD-Antrag war genehmigt, die Prüfung zur italienischen Sprache war erfolgreich abgeschlossen – meine einzigen benoteten Scheine. Die Kollegen freuten sich schon und es hätte losgehen können. Mir war das alles etwas unheimlich und ich hatte mich oft gefragt, ob die Katze Lisa sich mit italienischen Katzen anfreunden würde. Und so war ich nicht allzu sehr enttäuscht, als mein damaliger Lebenspartner die Zusage zu einer Assistentenstelle an der TU Berlin bekam. Und im Nachherein bin ich darüber froh gewesen, dass ich kurz danach eine Assistentenstelle ebenfalls an der TU Berlin im Bereich der Mykologie nur deshalb nicht bekommen habe, weil mein damaliger offizieller Doktor-„Vater“ mich über einen Anruf aus Berlin nicht informiert hatte. Denn nach meinem Umzug nach Berlin lernte ich die Arbeitsgruppe vom Herrn Rüden im Fachbereich Umwelttechnik kennen und war sehr froh, dort eine Drittmittelstelle anzutreten. Das Unterrichten von Umweltingenieuren im Fach „Mikrobiologie“ war sehr anregend; Praktika waren nur über eine lange Warteliste zu ergattern und entsprechend motiviert waren die Studierenden. Als mir später an der FU Berlin eine Akademische Rat-Stelle in der Hygiene angeboten wurde, ist mir diese Entscheidung zum Wechsel in die Medizin sehr schwer gefallen. Viele der damaligen Bedenken haben sich bewahrheitet, allerdings hat das Fach selber mit der Krankenhaus- und Umwelthygiene mich voll in den Bann gezogen und ich habe diesen Wechsel niemals bereut.
Bei dem Kollegen, der in die Desinfektionsmittelindustrie gegangen war, habe ich mich innerlich oft entschuldigt, begegnet sind wir uns leider nicht mehr.
Frauenförderung
Manchmal bedarf es eines Anstoßes, um etwas dann doch zu beginnen, was irgendwie schwer fällt. Hier war es die Feststellung, dass meine ehemalige Mentee und ich gemeinsam auf einer Tagung nacheinander reden werden.
Seit ich die Rubrik „Persönliches“ auf meiner Webseite eingefügt hatte, war vorgesehen, etwas zu meinem Engagement hinsichtlich der Förderung von Frauen zu erzählen. Es ist relativ einfach zu erklären, weshalb mir dieser Abschnitt nicht so leicht von der Hand gegangen ist wie die anderen Abschnitte. Das kann damit begründet werden, dass dieser Begriff sich geändert hat, seitdem ich aktiv Frauenförderung betrieben habe und vieles von dem, was heute damit auch gemeint ist, anders gesehen wird als früher und dies auch von mir.
Aber fangen wir doch bei ganz früher an. Ich habe einen großen Bruder mit sehr großen Füßen, und wenn er in den Semesterferien nach Hause kam, hatte er auch viele große schwarze Socken mit z. T. nicht kleinen Löchern im Koffer. Die kleine Schwester ist gar nicht auf die Idee gekommen zu überlegen, geschweige denn zu fragen, weshalb sie diese Löcher stopfen muss. Erst viel später hat mal jemand, als wir so über Kindheit gesprochen haben, dieses erstaunt zur Kenntnis genommen. Ich stopfe übrigens auch heute noch Socken, auch die von meinem Mann, allerdings haben unsere Löcher nicht das Ausmaß von früher. Und: Ich repariere heute noch gerne in aller Art von Bekleidung. Gleichberechtigung ist hier keine Forderung. Und eigentlich gab es in meinem Elternhaus auch keine geschlechterspezifische Behandlung – mein Vater bekam keine größeren Fleischportionen als der Rest der Familie. Mein Bruder war es auch, der mir die Illusion hinsichtlich Änderungen in der Gleichberechtigung nahm, indem er mich damals darüber aufklärte, dass in der 68iger-Bewegung in den Kommunen selbstverständlich die Frauen die Wäsche waschen und den Haushalt machen.
Ich habe mein Abitur auf einem Gymnasium für Mädchen gemacht, in dem es zur damaligen Zeit tatsächlich gar keine Jungen gab. Ungerechte Beurteilungen in den verschiedenen Fächern aufgrund des Geschlechts habe ich also nicht erlebt. Auch wenn die Schule der Meinung war, ich solle nach der Mittleren Reife doch entweder die Schule verlassen oder zumindest auf den Hauswirtschaftlichen Zweig wechseln (Puddingabitur nannten wir das), weil alles andere für mich „eine Quälerei“ sein würde. Meine Eltern sahen das wie ich. Ich habe das Abitur geschafft, wenn auch meine Noten nicht für irgendein NC-Fach gereicht hätten. Aber, nun hatten die Eltern doch die Vorstellung, ich müsse nicht auch noch studieren – der große Bruder war genug. Die Vorschläge für meinen weiteren Lebensweg verschweige ich hier, ich möchte keine Personen in diesen Berufen verletzten.
Dass ich letztlich doch Biologie studiert habe, ist ja den Lesern – hier stockt mir der Finger, aber dazu später – bekannt. Und im Hauptstudium in der Mikrobiologie, nicht aber in der Biochemie, hat es dann zugeschlagen. Der Herr Professor war der Meinung, dass Frauen besser andere Sachen kochen sollten als Nährböden. Dass er mich dann doch auch sehr persönlich behindert hat (siehe Gremienarbeit), kann allerdings auch daran liegen, dass ich nicht willfährig genug gewesen bin, denn meine Mitdoktorandinnen haben so etwas nicht erlebt und nicht alle haben sich gefreut, als ich trotzdem mit einem „Sehr gut“ promoviert wurde.
In meinen ersten drei Berufsjahren an der TU Berlin im Institut für Umwelttechnik ist mir keine unterschiedliche Behandlung hinsichtlich der Geschlechter aufgefallen. Dann aber kam der Wechsel an die FU Berlin in die Medizin ins Institut für Hygiene. In meiner direkten Arbeitsumgebung gab es auch da anfangs keine Probleme. Und gleich hier vorweg: Meine späteren Probleme hatten mit großer Sicherheit nichts mit meiner Weiblichkeit zu tun, aber dazu später. Schon als Vertreterin des akademischen Mittelbaus im Fachbereichsrat der Grundlagenmedizin war mir aufgefallen, dass es wenige weibliche Mitglieder gab und zwar sowohl im Mittelbau, aber noch viel deutlicher bei den Hochschullehrern. Dies wurde noch deutlicher, als die Fachbereiche Grundlagenmedizin und Klinikum Steglitz der FU 1995 zusammengelegt wurden. Hier war ich nach meiner Wahl die einzige Frau von 10 % der überhaupt in der Medizin vorhandenen Professorinnen. Ja, auch wenn es manchmal angezweifelt wird, meine mir 1994 überreichte Ernennungsurkunde (übrigens an meinem Geburtstag) lautete schon auf Universitäts-Professorin. Und mit der Ernennung wurde klar: Professorinnen in der Medizin sind nichts Normales. So hatte ich im Institut durchgesetzt, dass alle offizielle Schreiben mit Vor- und Nachnamen unterschrieben. Mit unserer Sekretärin hatte ich verabredet, dass ALLE Schreiben, die an „Herrn Prof. Martiny“ gerichtet sind, zurück an den Absender gehen mit dem Vermerk „Empfänger unbekannt“; um es nicht zu schwer zu machen, wurde das „Herr“ eingekreist. Dies hatte einen gewissen Lerneffekt, auch Anrufe von geknickten Vorgesetzten zur Folge. Besonders im Umgang mit der Verwaltung war mir aufgefallen, dass die Mitarbeiterinnen, und das waren damals nahezu ausschließlich Frauen, zwar bei der ersten Ansprache „Frau Professor“ sagten, mich im weiteren Verlauf aber ziemlich sicher als „Frau Doktor“ ansprachen. Übrigens passiert es auch heute noch, dass ich z. B. beim Arztbesuch als „Herr Professor“ ins Behandlungszimmer gerufen werde und dann mit einem freundlichen „Darf ich auch kommen?“ zwar die Peinlichkeit klein halte, aber schon reagiere.
Einige Zeit nach meiner Ernennung (1994) wurde es in meinem Umfeld sehr unschön, um es höflich auszudrücken. Wie oben schon angedeutet, hatte das aber wahrscheinlich in erster Linie nichts damit zu tun, dass ich eine Frau bin, sondern eher mit meiner Auffassung, dass auch C3-Professoren selbständig forschen dürfen. Andere haben die Ursache in der Behinderung meiner Forschung allerdings woanders gesehen. Einen Kollegen, der die Situation im Institut für Hygiene mitbekommen hatte, habe ich einmal gefragt, weshalb mir niemand meiner Kollegen hilft. Nach meiner Antwort, ich könne mir den Grund nicht vorstellen, sagte er sinngemäß Folgendes „Sie haben die Stelle doch nur bekommen, weil Sie ein Verhältnis mit Herrn X hatten. Nun haben Sie sich wegen eines Jüngeren von ihm getrennt und sind auch noch schwanger.“ Na klar, überwiegend männliche Kollegen, die so etwas spekulieren. Die Idee, sich von einer damals wirklich schwangeren Mitarbeiterin ihren Overall auszuleihen und durchs Klinikum zu gehen, habe ich dann doch nicht ausgeführt, aber meine Aktivitäten zur Aufklärung von Frauen deutlich verstärkt. Mit so einer Hintergrunderfahrung bewirkt man mehr. Der Kollege hat mich übrigens regelmäßig zum Kaffee mit leckeren Keksen eingeladen und mir die Dinge berichtet, die ich nun wegen des Ausschlusses aus den Informationen nicht mehr direkt von Herrn X wie vorher erfuhr. Meine Aktivitäten in der Frauenförderung hat dieser freundliche Kollege allerdings erst dann verstanden, als seine Tochter in der Klinik anfing zu arbeiten. Letztlich ist aber auch der Fakultätsleitung klargeworden, was Ursache und was Wirkung war, so dass ich bis zur Pensionierung jegliche Unterstützung in vielen Gebieten erhalten habe, soweit dies möglich war (z. B auch dann, als mir eine große Hamburger Firma Klage androhte). Auch war es derselbe Kollege, der mich auf die freiwerdende Hausmeisterwohnung aufmerksam gemacht hat. Sehr zufrieden hat unsere Gruppe dann bis zu meiner Pensionierung in einer separat gelegen Wohnung gearbeitet, und meine Schilderung von „drei Zimmer, Küche, Bad und Terrasse mit Garten“ hat schon ungläubiges Staunen hervorgerufen. Die Brombeeren waren zuckersüß und auch die beiden, von Doktoranden geschenkten und illegaler Weise gepflanzten, Kirsch- und Apfelbäume haben bald getragen. Letztlich hat der Versuch, mich abhängig zu halten, mich gezwungen, unabhängiger zu werden. Und viele Kollegen, auch außerhalb von Berlin, haben mich dabei unterstützt. Nicht nur mental als Coach, sondern auch im Rahmen von Aufträgen zur Akquise von Drittmitteln zur Bezahlung einer Mitarbeiterin hat Sigrid Krüger von Anfang an sehr dazu beigetragen, dass die „Technische Hygiene“ Anerkennung gefunden hat. Dafür bin ich ihr immer noch sehr verbunden, wie man auf dem Foto aus dem August 2024 sicher sehen kann.
Nach einiger Zeit der Mitarbeit in der „Kommission zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen“ wurde ich zu deren Vorsitzender gewählt. Hier galt es nicht die Benachteiligung der Frauen zu verhindern, sondern eher die Medizinerinnen zu unterstützen, die auch aufgrund der ungeschickten Argumentation gegenüber den Vertreterinnen anderer Fachbereiche oft leerausgingen. Ein Coaching schon bei der Antragstellung konnte so Abhilfe bringen. Da es zur Förderung auch Gelder bedarf, haben wir bei Terminen zur Geldbeschaffung beim Kanzler allerdings auch mit unseren Waffen gekämpft. In dieser Kommission hat mir nach einiger Zeit eine Kollegin aus der ehemaligen „DDR-Charité“ gesagt, sie verstünde jetzt, was ich gemeint hätte. Wir haben nämlich sprachlich immer die weibliche Form benutzt, die im DDR-Sprachgebrauch nicht üblich war. Aber sie hatte dann auch als Lehrstuhlinhaberin in einem großen naturwissenschaftlichen Institut die Umgangsart ihrer Kollegen kennengelernt.
Später wurden dann sowohl an der FU als an der Charité Mentoren für Wissenschaftlerinnen gesucht, wozu ich mich ohne zu Zögern gemeldet habe. Hier habe das erste Mal erfahren, dass Frauen gar nicht immer die Führungspositionen anstreben, die sie haben könnten, teilweise dies auch deutlich ausgesprochen haben. Ich will mich jetzt nicht in die Gründe vertiefen, aber doch ein Beispiel geben. Als Patientin traf ich in der Chirurgie eine junge Ärztin, worauf ich sie ansprach, weil Chirurginnen damals noch selten waren. Sie hatte kleine Kinder und erzählte, wie sie das alles durch gute Organisation deichselt. Nachdem ich meine Anerkennung ausgesprochen hatte, antwortete sie mir (sinngemäß) „Ich habe aber meinem Chef schon gesagt, dass ich nicht mehr als Oberärztin anstrebe“. Ich war ziemlich geschockt und habe geantwortet, dass sie auch dies nicht würde, wenn sie so etwas nochmal sagen würde. Alle sind doch stolz, wenn sie Nachwuchs produzieren, der einmal mitmischt und nicht solchen, der von vorneherein sagt, er wolle nur bis zu einer bestimmten Position kommen, aber nicht an die Spitze. Aber ich denke, das Kind war schon im Brunnen. Ich muss allerdings gestehen, dass ich auch erst spät gelernt habe, dass es wissenschaftlich nicht weiterhilft, wenn man die Statements für den Chef mitverfasst, Auftritte im Radio bzw. Fernsehen ablehnt oder seine Vorträge ins Englische übersetzt. Mit einer meiner Mentees habe ich mich besonders oft getroffen und wahrscheinlich gute Arbeit geleistet. Zum einen hat ihr Mann es immer bemerkt, wenn sie von einem Gespräch mit mir nach Hause kam, und zum anderen ist sie seit 2006 Professorin und, wie schon oben gesagt, hält sie auch Vorträge.
Mit den meisten der verschiedenen Frauenbeauftragten sowohl noch in der FU als auch danach in der Charité habe ich gerne zusammengearbeitet. Diese waren besonders in Berufungskommissionen sehr dankbar über weiblichen Widerspruch zum Vorgehen gegen Bewerberinnen. Äußerungen wie „ Wir können doch dem Kollegen X durch eine Berufung nach Berlin nicht eine so gute Kraft abwerben“ hätte ich vorher nicht glauben können. Aber solche Dinge kommen regelmäßig vor. Da wir innerhalb der Ausbildungskommission (AK) ( Gremienarbeit) auch eine AG zur Beurteilung der Lehrleistung bei Habilitation hatten und ich als Vorsitzende die AK im apl.-Ausschuss der Charité vertreten habe, gab es auch hier viele Einblicke, wie manchmal mit doch sehr unterschiedlichem Maß gemessen wurde. Wichtig war, die den Verfahren zugrunde liegenden Ordnungen entsprechend zu ändern. Dieses Wissen konnte ich dann wiederum u. a. in der von der Frauenbeauftragten organisierten „Rotunda Habilis“ weitergeben. Und hatte so manches Mal ein offenes Ohr für „gebremste“ Wissenschaftlerinnen, was dann auch meist aufgrund guter Vernetzungen zu Bremsenlockerungen führte. Es soll nur sicherheitshalber daraufhin gewiesen werden, dass auch Frauen andere Frauen nicht nur nicht fördern, sondern auch tatsächlich behindern.
Und zum Schluss noch ein Wort dazu, weshalb mir bei weiter oben der Finger gestockt hatte. Selbstverständlich habe ich dafür gekämpft, dass von Studierenden geredet wurde anstatt von Studenten; auch von Autoren und Autorinnen, Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen oder Patienten und Patientinnen ist meinen Texten zu lesen. Was allerdings derzeit mit der sog. Gendersprache passiert, kann ich nicht mehr mittragen, so dass ich neulich zugestimmt habe, in einer Methodenbeschreibung nur die männliche Form zu verwenden. Manche Dinge ändern sich eben.
Land der Träume
Mein erster Urlaub überhaupt führte mich nicht nach Italien sondern nach Spanien, dort war es für Studierende bezahlbar: Zwei Wochen in Lloret de Mar im September für ca. 300 DM (übrigens waren damals 350.- DM der Höchstförderungssatz, es musste also dazugearbeitet werden), inklusive Vollpension und meinem ersten Flug. Zikaden, Ziegenkäse, Mittelmeer, mediterrane Sonne, Spaghetti Bolognese (doch wirklich!): alles neu für mich. Ein Jahr später haben wir das noch mal wiederholt. Aber so richtig gepasst hat das nicht. Und dann haben wir 1976 einen Studentenreisezug nach Italien entdeckt. Ob Florenz auch für alle anderen die Endstation war, weiß ich nicht mehr. Nach Ankunft sind wir ziemlich übermüdet morgens um vier Uhr ziellos durch menschleere Straßen gegangen, um die Zeit zu überbrücken für die Suche nach einer Unterkunft. Der Rucksack war schon ganz schön schwer. Und dann standen wir plötzlich vor der Basilika Santa Maria Novella, geheimnisvoll im Morgenlicht strahlend. Da war es um mich geschehen, den Namen habe ich nie mehr vergessen, es war eben der erste Eindruck von Florenz und alten Bauwerken. Im Laufe der nächsten Jahre haben wir nahezu alle wichtigen Orte in der Toskana bereist. Außerhalb der Toskana war Rom das Ergebnis einer Notlage, weil es überall tagelang gegossen hatte und nur südlich von Assisi, wo wir gerade versuchten, die Klamotten zu trocknen, besseres Wetter angesagt war. Gereist wurde mit Bahn und Bus, Wäsche gewaschen im Hotel und nachts am Fenster getrocknet. Das hat auch im September fast immer - Assisi - geklappt.
Natürlich haben wir uns alle Sehenswürdigkeiten angesehen. In die Uffizien konnte man noch ohne Warteschlange und dort in Ruhe sich das ansehen, was man wollte. Und natürlich hat mir der David von Donatello viel besser gefallen als der von Michelangelo. Doch obwohl es mich immer wieder in die Toskana zieht, habe ich diese Verzauberung später nicht mehr gefunden.
San Gimignano war damals ein Ort der Tagestouristen, es gab nur zwei oder vielleicht drei kleine Hotels, mitten in der Altstadt gelegen. Abends waren daher kaum noch Touristen da, so dass man beim Abendspaziergang vor der Stadtmauer gegrüßt wurde und beim Bedienen man sich Zeit für diese Menschen ohne Kenntnis der italienischen Sprache. Vor wenigen Jahren war ich mal wieder in San Gimignano: keine Alimentari mehr, keine Läden für Einwohner, nur noch das, was Touristen so kaufen. Und die kleinen Restaurants waren verschwunden. Mittags haben wir uns oft hinter Handwerkern hergeschlichen und so Orte kennen gelernt, die wir nicht als Locanda erkannt hätten. Denn schon bei der ersten Reise war ich der Küche und dem (Rot-)Wein verfallen, viele wissen, dass das bis heute so geblieben ist. Zu der Zeit kannte ich keine Lokale mit italienischer Küche in Hamburg, wahrscheinlich waren sie aber nur außerhalb des bezahlbaren Rahmens. Meine erste Pizza außerhalb von Italien habe ich jedenfalls in Berlin gegessen, wo es auch die sagenhaft leckere „Pizza auf die Hand“ gab. Meine Berliner Freundin, wir hatten in Spanien Gleichgesinnte kennengelernt, und ich haben zu Hause jeweils versucht, die in Lloret de Mar verschlungenen Spaghetti Bolognese (zubereitet von einem Italiener) nach zu kochen. Dafür haben wir das Hackfleisch zu kleinen Bällchen geformt (!!) und erst später herausgefunden, dass das Fleisch beim Anbraten sowieso etwas zusammenbackt.
Bald, wenn nicht schon bei der ersten Reise, wurde daher beschlossen, Italienisch zu lernen. So war es dann bald möglich, die wichtigsten Dinge zu erfragen, Zimmerpreise zu verhandeln, Beschriftungen zu lesen. Oder bei der Rückreise beim Umsteigen in Bologna bei einer Durchsage das Schreckenswort „sciopero“ (Streik) zu verstehen. Wir haben uns noch schnell mit etwas Nahrung versorgen können, denn die Rückreise über die Schweiz nach Hamburg war schon ziemlich langwierig, ohne Speisewagen natürlich. Später wurden neben der Toskana auch andere Landesteile bereist. Meine Freundin kommt aus Genova, so dass wir diese Stadt einige Mal besucht haben, verbunden mit Aufenthalten in den Cinque Terre und in Piemont. Sehr beeindruckt hat mich ein Urlaub (1982) auf den Inseln Lampedusa, heute ja sicher vielen bekannt, und auf Linosa; beides sind Vulkaninseln, und ich hatte keine Vorstellung, was August-Temperaturen in dieser Gegend bedeuten. Aber in dem Urlaub habe ich auch nach längerem Aufenthalt im Wasser nicht gefroren.
Für das DAAD-Stipendium musste eine Sprachprüfung abgelegt werden. Die Grundlagen dazu waren bei Kursen im „Istituto Italiano di Cultura Amburgo“ gelegt worden. Ein junger, engagierter Römer, gerade als Lehrer von Berlin nach Buxtehude gezogen, hatte eine sehr gute Grundlage gelegt. Das vertiefende Lernen erfolgte dann an der Universität Hamburg in der regulären studentischen Ausbildung. Dieses sind meine einzigen benoteten Scheine, die ich jemals erworben habe. Neben verschiedenen zu bestehenden Kursen gipfelte die DAAD-Prüfung schließlich darin, dass man eine Diskussion über einen Artikel aus einer anspruchsvollen italienischen Tageszeitung überstehen musste. Das Stipendium wurde genehmigt, aber statt Pisa begann das Berufsleben dann doch in Berlin. Aber die Sprachkenntnisse waren bei den Reisen weiterhin hilfreich. Noch kurz vor dem Umzug von Hamburg nach Berlin haben wir einen Kollegen meines Bruders kennengelernt, mit dessen damaliger Freundin, der aus Genova, heute noch eine sehr schöne Freundschaft besteht. So haben wir jederzeit eine Bleibe sowohl in Catania als auch auf der Insel Lipari.
Über das Istituto di Cultura haben wir Freundschaft mit einem Hamburger Weinbergbesitzer geschlossen, der in den Abruzzen „Montepulciano d´Abruzzo“ produzierte und u. a. in Hamburg vertreiben ließ. Vertrieben wurde der Wein auch über eine Firma, die italienische Restaurants belieferte. Mit einem der dort Tätigen, eigentlich sah er sich als Schriftsteller, was ihn aber nicht ernährte, stand ich auch dann noch in Berlin in Verbindung. Luigi brachte immer Weiß- und Rotweine mit, die verkostet wurden, so dass ich damals viele der verschiedenen Weinsorten schon geschmacklich erkennen konnte. Allerdings muss man so etwas regelmäßiger trainieren, als es gesund sein wird. Auch heute trinke ich nahezu ausschließlich italienischen Wein, die anderer Länder haben es zugegebenermaßen sehr schwer. Und zum guten Wein gehört natürlich auch leckeres Essen. Über die Spaghetti Bolognese habe ich schon berichtet, ich koche und esse sie immer noch sehr gerne. Einige Koch-Tricks habe ich von italienischen Freundinnen gelernt, insgesamt bereite ich jedoch quasi nie ein vollständiges Menü zu. Neben der italienischen Küche liebe ich die Literatur, ich habe natürlich viele italienische Klassiker, aber auch modernere Autoren (in Deutsch) gelesen, und ich liebe neben italienischen Filmen noch heute die Cantautori, von denen früher einige in Berlin aufgetreten sind, mein Lieblingssänger Lucio Dalla sogar mehrmals.
Leider ist aber die englische Sprache zwischenzeitlich auch in Italien so verbreitet, dass mein Italienisch immer mehr in Vergessenheit geraten ist und ich erst nach einiger Zeit im Lande in der Lage bin, mich einigermaßen verständlich auszudrücken. Die Liebe zu dem Land ist aber geblieben.
Freizeit
Ja, was erwarten jetzt diejenigen, die diesen Link genommen haben? Ich muss gestehen, ich weiß es nicht und das macht es schwer. Und will ich das, was manche erwarten, auch wirklich hier zeigen? Schließlich bin ich nicht bei Facebook etc. aktiv, aus verschiedenen Gründen.
Schon erwähnt in der Rubrik „Persönliches“ wurde Kater Toby, der nahezu bei jeder Web-Besprechung vor der Bildschirmkamera auftaucht. Meist morgens nach dem ersten Kontrollgang durch den Garten. Und ich bin mir nicht sicher, ob er außer Streicheleinheiten nicht auch meist etwas zum Fressen möchte. An dies kommt er nämlich nur mit Hilfe seiner Menschen; zum einen, weil Kater Titus nur leere Schüsseln hinterlässt und zum anderen, weil er nur Nieren-Diätfutter bekommen darf. Beide Kater sind „Ruhestandskater“, was bedeutet, dass sie selten lange alleine sind und aufgrund der deshalb bekommenden Zuwendungen auch sehr anhänglich sind. Mit Katzen bin ich aufgewachsen und war rückblickend nur kurze Zeit als Studentin ohne. Und ehrlich gesagt, ich kann mir unser Zuhause ohne Katzen gar nicht vorstellen. Meinem Mann geht es auch so, auch wenn seine Katzenerfahrung erst relativ kurz ist. Dass man bei Katzen sehr konsequent sein muss, merkt er z. B. daran, dass Toby bei meinem PC nicht auf die Tastatur tritt, sondern vorne vorbei stapft. Wenn man keine unbekannten PC-Befehle haben will, ist das ja zwingend erforderlich. Als Freigänger lieben es die Kater natürlich, draußen rumzustrohmern. Die Gegend ist relativ ruhig, wenige Rowdies dies fahren in unserer 30iger Zone zu schnell. Und während Titus eher im eigenen Garten bleibt, wollen wir lieber gar nicht wissen, wo Toby unterwegs ist. Wer solche Ungewissheiten nicht aushält, sollte meiner Meinung nach keine Katzen haben. Allerdings hat es Toby vor einigen Jahren erwischt, wir nehmen an, es war ein Autounfall. Aber die Tierklinik der FU-Berlin hat alles wieder zusammenwachsen lassen, und wir haben ihn dann zu Hause gesund gepflegt.
Der Garten: er war nicht gewollt!! Großgeworden bin ich mit einem großen Garten, der überwiegend ein Nutzgarten war. Nur wer mal versucht hat, ausgetrockneten Lehmboden kleinzuhacken,
weiß was ich meine: da mussten die Kluten mit dem Spaten zerkloppt werden! Lehmboden in Ostfriesland, entstanden durch Landgewinnung. Nein, nie wieder Garten, das stand fest. Und es kam doch anders.
Mit dem Versprechen, dass ich mich nicht um den Garten kümmern muss, stimmte ich zu. Und es kam wieder anders. Was genau passierte, das gehört hier nicht her, aber seit über 30 Jahren ist nun Garten-“Arbeit“
eine meiner liebsten Freizeitbeschäftigungen. Nein, es gibt keinen Nutzgarten, nur seit einigen Jahren wunderbar leckere kleine Tomaten in praktischen Töpfen vor dem Haus in der Sonne. Im Frühjahr Waldmeister für
die Bowle und manchmal viele kleine Walderdbeeren, auch geeignet für eine Bowle. Dafür blüht es in unserem eher naturbelassenen Garten das ganze Jahr über, für kleine Sträuße langt es meist. Schon ab November erfreut
der
Winterjasmin jeden, der ins Haus geht oder herauskommt. Im Frühjahr blühen Schneeglöckchen flächendeckend, die dann von ziemlich vielen Tulpen abgelöst werden.
An heißen Sommertagen kann man aber auch im Schatten arbeiten, da ist die Bildschirmarbeit fast ein Vergnügen.
Natürlich macht so ein Garten auch Arbeit, sonst gäbe ja
es nur noch Löwenzahn oder Giersch, was dann wieder auf einen Nutzgarten hinausläuft, weil man die ja für den Salat verwenden kann. Auch das Sieben vom Komposthaufen fordert, aber es ist ein schönes Gefühl, die „eigene“ Erde
im Garten zu verteilen! Und beim Sommerregen auf der überdachten Terrasse zu sitzen und beim Blick in den Garten die Ruhe zu genießen, weil wirklich alle Nachbarn in den Häusern sind; die Augen über die Pflanzen gleiten zu lassen
und den kühlen Weißwein zu trinken, dafür lohnt sich die Arbeit wirklich. Und unterhalb des Terrassendaches wächst Wein, und in guten Jahren haben wir schon mal 16 Liter Federweißen produziert.
Wer jetzt denkt, wir seien Gartenhocker, der irrt gewaltig. Berlin bietet ja so viele schöne Dinge, die wir auch genießen. Während meines Arbeitslebens waren die (Abo-) Konzerttermine zuerst im Kalender, und meist ist es mir gelungen, dienstliche Termine so zu legen, dass nichts ausfallen musste. Das gelingt mir heute natürlich noch viel besser. Durch meinen Mann sind zu den Konzertterminen, ich bevorzugte Kammermusik, noch Operntermine dazu gekommen. Manchmal wird man zum Entdecken von Neuem auch überlistet. Freunde aus dem Süden der Republik hatten beim zweiten Besuch der Inszenierung einer Operette (!!) durch Barry Kosky in der Komischen Oper einfach Karten für uns mitgekauft. Auch dieses Mal dankend abzulehnen erschien uns dann doch zu unhöflich. Einen Abend würden wir solche Musik schon aushalten können. Na gut, das war es dann!!! Seitdem sind wir Kosky-Verehrer und haben fast alle seiner Berliner Inszenierungen nicht nur einmal erlebt. Leider wird die Komische Oper derzeit umgebaut und alle Vorstellungen werden in den nächsten Jahren an derer Stelle gezeigt werden.
Insgesamt sind es in jeder Saison immer ziemlich viele Veranstaltungen, und auch in dieser Beziehung war die Corona-Zeit hart: so viele Absagen! Aber sobald es möglich war, waren wir der Beweis, dass eine gute FFP2-Maske (ja, die mit den zwei Gummis hinter dem Kopf, die Platz zum Atmen lässt) keine Einschränkung im Hörgenuss und später in der Oper auch im Hör- und Sehgenuss war. In den Sommerpausen der „großen Häuser“ gibt es in Potsdam und in Brandenburg reizvolle Festivals, die neben schöner Musik auch immer interessante Orte erkunden lassen. Und natürlich beschränkt sich das Vergnügen nicht auf Klassik! Unsere absolute Lieblingsgruppe ist der „Männergesangsverein Walhalla zum Seidlwirt“ deren Repertoire sich zwischen Schubert und türkischen Volksliedern bewegt; zur Weihnachtszeit gibt’s auch Weihnachtslieder. Und Achtung, die gehen auch auf Tournee!! Klassisches Sprechtheater lockt uns weniger, aber die Berliner , „Shakespeare Company am Insulaner“, mit ihrem teilüberdachten Theater schon. Voller Spiellust, mit Musik und Gesang unterlegt, wird nicht nur Shakespeare interpretiert, sondern auch mal Bezug zum Hier und Jetzt oder zum Hubschrauber überm Theater genommen. Und Achtung, auch die gehen auf Tournee!!
So viel fürs erste, nicht alles wird verraten, und manch einer weiß sowieso noch viel mehr.